Inspiration durch den Rhythmus eines Volkstanzlieds

Das Repertoire des spontanen Volksgesanges in tschechischen, mährischen und schlesischen Sammlungen ist geprägt von Liedern und Kompositionen unterschiedlicher Charaktere und Herkunft. Es gibt zwei verschiedene Arten von Melodietypen, die sich melodisch, rhythmisch, harmonisch und formal unterscheiden (Hostinský 1906, Smetana – Václavek 1935, 1950). Zwischen den beiden Melodietypen lässt sich eine Grenzlinie durch das Gebiet Ostmährens (Holý 1967) ziehen. Betrachtet man diese Trennlinie näher, kann man die Musik-Folklore von Böhmen und Westmähren dem sog. westlichen Melodietyp zuordnen. Der östliche Typ umfasst vor allem den Liedfundus Ostmährens. Die beiden Melodiedtypen erscheinen nicht separat, sondern überlappen sich häufig. In einigen ethnographischen Regionen existieren sie nebeneinander (Holý 1967).

Tanzlieder repräsentieren aus funktionaler Sicht eine sehr große Gruppe. Im Schulunterricht kann man sich auf ethno-musikwissenschaftliches und ethnochoreologisches Wissen beziehen (Toncrová 2000, Matuszková 2000), z. B. auf die Definition grundlegender charakteristischer Merkmale von Tanzmelodien:

  • das Gebiet von Böhmen und Westmähren
    • Tanzlieder mit festen Beziehungen zur Musik (ehemals sog. figurale Tänze), z.B. eine Melodie entspricht einem Tanz. Dazu gehören die Melodien zu zwei- und dreitaktigen Tänzen, z.B. hulán, dupák, šotyška, kalamajka, mazurka usw.;
    • interessant sind die Tänze mit wechselndem Takt, sogenannte mateníky, in denen Takt und Tanz-Schritt wechseln (in einer geringeren Anzahl kommen sie auch in Ost-und Nord-Ost-Mähren vor);
  • das Gebiet um Ost- und Südostmähren
    • besonders charakteristisch sind die Lieder zu zweitaktigen Tänzen, deren Grundbewegung die Drehung eines Tanzpaares um die gemeinsame Achse ist (sogenannte Rotationstänze). In einzelnen Regionen handelt es sich dabei um verschiedene Modifikationen eines Tanzschemas, auf das verschiedene Lieder gesungen werden. Dazu gehören z.B. Vrtěná, danaj, sedlcký (á), sedlácká, skočná, starosvětská, koulaná (gúlaná), točená etc .;
    • eine bedeutende Gruppe sind die Tänze von ernsterem, fast zeremoniellem Charakter in einem Dreiertakt, z.B. Coufavá, zavádka, valaská, starodávný;
    • ein bestimmter Tanz-Typ in Süd-Ost-Mähren ist der Männertanz verbuňk. Er hat einen improvisatorischen Charakter; seine begleitende Melodie hat einen punktierten Rhythmus; der langsame Teil des Tanzes ist im 4/4-Takt, der schnelle im 2/4-Takt.

Literatur

  • Holý, D. (1967). Na okraj etnografické hranice na Moravě [Randnotizen zur ethnographischen Grenze in Mähren].Národopisný věstník československý II (XXXV), S. 21-41. Praha: Národopisná společnost československá.
  • Hostinský, O. (1906).Česká světská píseň lidováÚvahy národopisné a hudební [Tschechisches weltliches Volkslied. Ethnographische und Musikreflexionen] Praha: F. Šimáček.
  • Matuszková, J. (2000). Typologie lidového tance [Typologie des Volkstanzes]. In J. Jančář et al. (Hg.). Lidová kultura na Moravě[Volkskultur in Mähren]. Vlastivěda moravská. Země a lid. Nová řada 10. Strážnice: Ústav lidové kultury ve Strážnici; Brno: Muzejní a vlastivědná společnost v Brně, S. 306–313.
  • Smetana, R. & Václavek, B. (1935). Lidová píseň [Volkslied]. InOttův slovník naučný nové doby. Dodatky III, vol. 2, S. 1192-1195. Praha: Nakladatelství J. Otto spol. s r.o.
  • Smetana, R. & Václavek, B. (1950).O české písni lidové a zlidovělé [On Czech Folk Song]. Praha: Svoboda, S. 133-141.
  • Toncrová, M. (2000). Bádání o hudebním folkloru. Písňové druhy a zpěvní příležitosti. Skladba repertoáru [Forschung in der Musik-Folklore. Lied-Typen und Gesangsgelegenheiten. Die Struktur des Repertoires]. In J. Jančář et al. (eds.). Lidová kultura na Moravě [Folk Culture in Moravia]Vlastivěda moravská. Země a lid. Nová řada, vol. 10. Strážnice: Ústav lidové kultury ve Strážnici; Brno: Muzejní a vlastivědná společnost v Brně, S. 275–286.