Musik kreativ+

Allgemein

In den Unterrichtsmodulen Musik kreativ+ werden in den von den einzelnen Partnerländern entwickelten Konzepten Kreativität, Entrepreneurship, Performance und kulturelle Zusammenarbeit durch Musik zusammengeführt.

Ausgangspunkt bildet ein, offener und subjektorientierter Zugang zu Musik, der vielseitige ästhetische Erfahrungsräume ermöglichen soll. In Anlehnung an die fünf Umgangsweisen mit Musik von Dankmar Venus (1969) werden Aspekte von Kreativität und Entrepreneurship auf ganz unterschiedlichen Ebenen erarbeitet, entwickelt und gestaltet: über das Hören, Produzieren, Reproduzieren, Transformieren, Reflektieren, Nach – Um und Neugestalten. Beide Bereiche werden in der Literatur (Brunner 2015) mit ähnlichen Kompetenzen beschrieben (s. Tabelle). Idee der Unterrichtmodule ist, dass Kreativität und Entrepreneurship miteinander verknüpft werden und sich dadurch gegenseitig beeinflussen (Rouillan 2011):

Creativity Entrepreneurship
  • Ideenfluss
  • Originalität
  • Flexibilität
  • Imagination
  • Exploration
  • Sensibilität für die Vielseitigkeit von Problemen
  • Arbeiten in Teams
  • Interaktion mit der Umwelt
  • Ausdauer
  • Transformation auf die Produktion
  • Mut zur Performance
  • Enthusiasmus
  • Problemerkennung
  • Imagination
  • Entwicklung von Ideen und Lösungen
  • Chancen erkennen
  • Arbeiten in Teams
  • Interaktion mit der Umwelt
  • Ausdauer
  • Transformation auf die Organisation
  • Produktion und Risikobereitschaft
  • Fehlertoleranz

 

Die Umgangsweisen mit Musik werden durch verschiedene Phasen im kreativen Prozess repräsentiert (s. Abbildung). Der aktive Umgang mit Musik im Kontext Schule beeinflusst die in der Grafik dargestellten Phasen von Kreativität:

Entrepreneurship mit den Merkmalen der Risikobereitschaft, der Experimentierfreude und der Eigenverantwortung findet sich in jedem kreativen Prozess und somit jedem Unterrichtsmodul wieder. Im engeren Sinne erfolgt Entrepreneurship bei den Vorbereitungen zu einer Aufführung wie Moderation, Werbung in Form von Plakaten, Blogs, (Zeitungs)texten, Radiofeatures etc.

Der Prozess der individuellen und kollektiven musikalischen Kreativität regt die Beteiligten dazu an, zu suchen, zuzuhören, zu entdecken, zu experimentieren, zu erforschen, sich vorzustellen, zu erfinden, zusammenzuarbeiten, ästhetische Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen, zu organisieren und zu präsentieren. Das Ziel ist dabei nicht der Wettbewerb, sondern die Entwicklung einer gemeinsamen Performance.

Unter Performance wird sowohl die Präsentation von Ergebnissen vor größerem Publikum (z.B. Elternabend, vor einer anderen Klasse, Schulkonzert) als auch die spontane und vorbereitete Vorstellung von Ideen von Schülerinnen und Schülern im Klassenzimmer verstanden.

Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Projektideen spielte die Zusammenarbeit auf verschiedenen Ebenen. Vom Konzept bis zur Fertigstellung wurden alle Schritte von allen Partnern kommuniziert, diskutiert und erprobt. Auf schulischer Ebene führte die Zusammenarbeit zwischen außerschulischen Künstlerensembles, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern und den Vertretungen der Universitäten zu einem deutlichen Mehrwert für alle Beteiligten. Durch den immer wieder stattfindenden Perspektivenwechsel und Rollenwechsel zwischen Akteur, Rezipient, Lehrendem und  Lernendem konnten individuelle Haltungen kommuniziert, reflektiert und verändert werden.

Zu dieser Form der Zusammenarbeit kann nur angeregt werden, ist das Übertragen auf den schulischen Alltag doch stark von den individuellen Gegebenheiten abhängig. So können die einzelnen Module auch nur mit einem oder wenigen Musikern z.B. aus einer Musikschule durchgeführt werden; sollte dies nicht möglich sein, dann dienen die beigefügten Videos als Inspiration. Andererseits sollten die Vorschläge auch dazu anregen, mit Partnerschulen aus dem In- und Ausland ähnliche Projekte durchzuführen. Hier ist  Kreativität und Entrepreneurship der Lehrperson gefragt.

Die inhaltliche Verknüpfung aller Bereiche miteinander erfolgt in jedem der sechzehn Unterrichtsmodule mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung , die Bausteine können nach eigener Wahl und entsprechend der erfolgten Hinweise miteinander kombiniert werden:

Übersicht der Module:

Entrepreneurship und kollektive musikalische Schöpfung

Die intensive Beschäftigung mit einem Thema fördert Fähigkeiten, die spezifisch für die Kreativität sind; die Entwicklung von Kreativität durch Musik schließt die Entwicklung eines unternehmerischen Geistes mit ein (Rouillan 2011).
Musik kreativ + macht die Parallelen zwischen einem charakteristischen, unternehmerischen Geist und den Fähigkeiten, derer es bedarf, um ein Projekt von seiner musikalischen Schöpfung zu seiner Aufführung – seiner Performance – zu führen, deutlich

Der Prozess der kollektiven musikalischen Schöpfung setzt voraus, dass jede Spielerin und jeder Spieler sucht, hört, trifft, entdeckt, experimentiert, erforscht, die Imagination einsetzt, erfindet, zusammenarbeitet, ästhetische Entscheidungen trifft, Verantwortung übernimmt, organisiert, präsentiert. Es geht um eine Zusammenarbeiten ohne Konkurrenz und Wettbewerbsdenken.

Intensive thematische Auseinandersetzung und kollektive Schöpfung schaffen einen besonderen Impuls, indem sie die Summe aller investierten und produzierten Energien zurückgeben. Musik kreativ + unterstreicht die Resonanz-Effekte dieses Konzepts: Wir werden bereichert durch die Kreativität anderer, können dadurch alle Möglichkeiten erforschen, unsere eigene Kreativität erweitern, auf unsere Ideen vertrauen, was wiederum Selbstvertrauen fördert.

Das gemeinsame Ziel ist die Performance, die in der doppelten Bedeutung des Begriffs verstanden werden kann: Leistung und Aufführung.

Entrepreneurship und kulturelle Zusammenarbeit 

Von Konzept bis zur Fertigstellung waren alle Teilnehmer an allen Schritten beteiligt. Es wurden alle Parameter bestimmt und bei der Organisation von Reisen zu internationalen Treffen oder bei der Vorbereitung der Performance und der Kommunikation für die Veranstaltung berücksichtigt. Das Musik kreativ+-Projekt hat dazu beigetragen, auf kollektive Beziehungen aufmerksam zu machen, auf das Wissen und die Wertschätzung anderer und deren Kulturen sowie auf die Entwicklung von kritischem Denken und Empfinden (Schlienger 2016).

Für Schulen, Musik-Ensembles und Universitäten war Musik kreativ+ eine einzigartige Erfahrung, stark und bereichernd nicht nur wegen seiner Internationalität, sondern auch wegen des Treffens zwischen professionellen Musikern, Schulen und Universitäten. Auf allen Ebenen mussten die Partner lernen, zusammenzuarbeiten, miteinander zu kommunizieren und einander in verschiedenen Sprachen, in der Stille, mit Hilfe von Gesten oder der Musik zu verstehen.
Jeder und jede hat dazu beigetragen und sich bemüht, ein Projekt zu realisieren, zu schaffen und umzusetzen, zu kommunizieren und zu präsentieren.

Etwas wagen wollen, erfinden, die Kreativität anregen, experimentieren bedeutet auch, unternehmerischem Verlangen Form zu geben.

Literatur

  • Brunner, G. (2015). Kreativität, Entrepreneurship und Performance im Visier der Wissenschaft. Retrieved from http://musik-kreativ-plus.eu/wp-content/uploads/materials/Kreativitaet-Entrepreneurship-und-Performance-im-Visier-der-Wissenschaft.pdf
  • Rouillan, S. (2010). Quelles sont les compétences liées à la créativité? In actes du colloque du 07-12-2010 entreprendre p. 19-21,pdf, Hors série mars 2011 série L’enseignement technique..
  • Rouillan, S. (2017, March 18). Développer l’esprit d’entreprendre chez les jeunes. In AFDET (Association française pour le développement de l’enseignement technique), p. 14 – 21. Retrieved from www.afdet.org
  • Schlienger, P. (2017, March 18) Actes du colloque Education, enseignement, pratiques artistiques, et la musique dans tout ça? In Plateforme MVA-FSMA, 26 April 2016 Maison de la Région à Strasbourg,p.18. Retrieved from  http://www.fsma.com/actes-du-colloque.html
  • Venus, D. (1969). Unterweisung im Musikhören. Wilhelmshaven:  Heinrichshofen.