Performance

Die Kunst-Performance oder künstlerische Performance ist ein interdisziplinäres Medium bzw. eine künstlerische Tradition, die um die Mitte des 20. Jahrhunderts entstand und deren Ursprünge mit den Avantgarde-Bewegungen zusammenhängen. Die Performance ist eine Möglichkeit, sich direkt an die Öffentlichkeit zu wenden und das Publikum aufzuforden, ihr Verständnis vom Leben und dessen Beitrag zur Kultur neu zu bewerten. Performative Kunst, eine zeitgenössische künstlerische Ausdrucksweise bzw. quasi-künstlerische Ausdrucksform (Madeira, 2012), ist das kombinierte Erscheinen von Musik, Poesie, Tanz, Theater, Improvisation und ihren Partner-Künsten in einem gemeinsamen Auftritt, in dem der Traditionsbruch mit Gewohnheiten und Tradition kollidiert, die in der Kultur erstarrt sind. Dies ist die Kunst der Ideen, der Interaktion zwischen Persönlichkeit und objektivem Umfeld, Darstellern und Zuschauer, die, als ein System aus Wirkung und Gegenwirkung, die Neubewertung der Fähigkeit des Publikums zur Schaffung öffentlicher Meinung erzwingt (Goldberg, 1988). Gleichzeitig wird die Performance, indem sie soziale Normen als darstellende Kunstform transzendiert, nicht unwiderruflich institutionalisiert und domestiziert, und die Fragen, die sie erzwingt, werden nicht beantwortet (Szőke, 2000).

Performance bedeutet nicht nur eine festgelegte Bühnenaufführung, sondern beinhaltet auch ein kreatives und spontanes Agieren in der Bühnensituation. Im Musik kreativ+ Programm, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Kreativität der Schülerunnen und Schüler (SuS) im Musikunterricht zu fördern, erhält Performance eine Schlüsselrolle. Das vorrangige Ziel von Schulaufführungen durch SuS und professionelle Musiker bei Musik kreativ+ ist weniger die Unterhaltung des Publikums als vielmehr die Förderung von Kreativität, die durch Performance-Situationen, Praxis und Experimentieren hervorgerufen wird. Auf diese Weise geraten die SuS nicht  unter den Druck, wie er (wenn auch unbeabsichtigt) bei einer traditionellen Aufführung durch die begleitende Wirkung von Bühne und Publikum aufeinander entstehen kann. Das Publikum kann in Musik kreativ+ ein traditionelles sein, aber auch ein durch die Schulsituation spontan entstehendes und sich entwickelndes. Performances geben der Konzeption der vier Länder Gestalt und zeigen vielseitige Möglichkeiten der Umsetzung und Durchführbarkeit auf. Sie geben keine endgültige Form vor, sondern dienen als Inspiration und können stets experimentell weiterentwickelt werden. Während des Projekts erstellten die SuS kreative Aufführungen, z.B. die Umwandlung von Geräuschen aus Natur und Umwelt in Musik und die anschließende Reproduktion mit Instrumenten oder der Stimme;Drehen eines Kurzfilms, basierend auf einer gegebenen musikalischen Komposition oder Teilen davon; Schattenspiel mit Bühnendarstellern  und Musikern; Haiku, mithilfe von grafischen Aufzeichnungen in Musik umgesetzt; Aufführung von Volksmusik und Volkstanz; Nachahmung von Musik und Bewegung; Instrumental-, Gesangs- und Bewegungsimprovisation; Synthese von afrikanischer und zeitgenössischer Musik; Darstellung von musikalischer Inspiration durch Bildinstallation; Erstellung von Plakaten und Postern. Die Länge der Aufführungen, die durch die jeweils verfügbare Zeit, das Alter ebenso wie durch die Konzentrationsfähigkeit der SuS bestimmt wird, ist in der Regel einige Minuten, kann sich jedoch je nach gewählter thematischer bzw. Präsentationstechnik von wenigen Sekunden bis zu mehr als zwanzig Minuten erstrecken.

Die Darstellung in der Öffentlichkeit ist nicht das primäre Ziel der Performance im Musik kreativ+ Projekt, kann jedoch bei ausgewählten Themen sinnvoll und angebracht sein, z. B. Komposition aus den Klängen der Straße, kurze Filme. Die Module geben Impulse zur Förderung von Kreativität durch Performance – Situationen in schulischen Kontexten. Damit leisten sie einen Beitrag, Lernprozesse, kognitive Entwicklung und persönlichkeitsbildende Prozesse  effektiv zu gestalten.

Literatur

  • Goldberg, RoseLee: Performance Art. From Futurism to the Present, Harry N. Abrams, Inc., Publishers, New York, 1988, S. 152
  • Madeira, Cláudia: The “return” of performance art from a glocal perspective. Juventude e práticas culturais nas metrópoles. Dossiê “Juventude e práticas culturais nas metrópoles”, Artigos, Vol. 1, No 2/2012   www.cadernosaa.revues.org/652?lang=es
  • Szőke, Annamária (edit.): A performance-művészet, Artpool – Balassi Kiadó – Tartóshullám, Budapest, 2000, S. 7-12.