Kulturelle Zusammenarbeit

Eine der Grundideen des Musik kreativ+ Projekts zur Förderung von Kreativität im schulischen Musikunterricht ist die Kooperation zwischen Universitäten, allgemeinbildenden Schulen und professionellen Musikensembles (siehe Projektbeschreibung). Die heterogene Struktur des Projekts, die durch die Vielfalt der Partner und der individuellen Programme in vier europäischen Ländern gegeben ist, bietet Anwendungsmöglichkeiten im Rahmen nationaler und multinationaler Einheiten auf der Grundlage der kulturellen Zusammenarbeit. Die geschaffenen didaktischen Materialien bieten pädagogische Impulse, die in einem breiteren geographischen und kulturellen Raum anwendbar sind.

Die Bestärkung der Schülerinnen und Schüler (SuS), durch Musik neue Erkenntnisse und Erfahrungen zu sammeln, die Unterstützung ihres Strebens, sich aktiv und kreativ auszudrücken, kann durch den Kontakt mit Live-Musik weiter unterstützt werden. Es ist eine starke Motivation zum Musizieren und spricht in der Regel emotionale und rationale Aspekte der kindlichen Persönlichkeit effektiver an als reproduzierte Musik. Aufgrund des unmittelbaren Erlebens instrumentaler oder instrumental-vokaler Aufführungen ist die Effektivität des Musikhörens bei den SuS intensiver und beeinflusst ihr emotionales Erleben, ihre Vorstellungskraft, ihre Phantasie und ihr Denken (Sedlák 1977, 1985). Die Voraussetzungen für ein nachhaltiges Interesse an Musik und am Musizieren werden gebildet. In vollem Umfang wirkt hier das Prinzip der Veranschaulichung, das im Prozess der Denkentwicklung so wichtig ist (Piaget 1966). Die auditive Wahrnehmung wird durch visuelle Darstellungen, wie Bilder und durch das Erleben von Bewegung während der Interpretation gefördert und intensiviert. (Váňová 2016).

Live-Musik sollte den SuS im Idealfall von professionellen Künstlern präsentiert werden. In der Interaktion mit den SuS bieten sie Impulse für deren auditive Wahrnehmung, sie erweitern das Hörerlebnis und das Bewusstsein für den Charakter von Musikmaterial, Ausdrucksmöglichkeiten, Techniken verschiedener Kompositionsstile, Klangqualitäten etc. SuS werden zu kreativem Musizieren wie z.B. der Nachahmung oder der Variation von Musik oder ihrer einzelnen Elemente angeregt. Durch die Interdisziplinarität mit anderen künstlerischen Aspekten können sie auch Elemente der Dramatisierung wie Tanz, Kunst und Wort-Inszenierungen einsetzen. Die freie und kreative Herangehensweise steht dabei immer im Vordergrund (Read 1967).

Das Musik kreativ+ Projekt umfasst verschiedene Musik-Ensembles, deren Charakter den Programmspezifikationen der einzelnen nationalen Projektteams entspricht. In der Zusammenarbeit mit den Partnern wurden didaktische Materialien entwickelt, in denen die kreativen Fähigkeiten der SuS durch Kunstmusik (sowohl zeitgenössische Musik als auch Musik, die ältere Stile repräsentiert), Musikfolklore, westafrikanische Musikkultur und dem Musikalischeren lebensweltlicher Themen gefördert werden. Die Musikerinnen und Musiker stellten die Impulse für verschiedene Aktivitäten zur Wahrnehmung, Interpretation und Kreativität der SuS in Form von Ensemble- und Solo-Interpretationen zur Verfügung. Die SuS wurden dadurch motiviert, dass sie verschiedenste Instrumente spielen konnten – klassische Instrumentewie Klavier, Flöte, vielseitige Rhythmusinstrumente wie Kalebassen, Gongs und ungewöhnliche Instrumente z. B. aus Alltagsgegenständen. Im Bereich des Zusammenspiels boten ein Streichquartett und eine Zymbelgruppe Impulse. Die kreativen Aspekte durchdrangen den Bereich der rhythmischen, Gesangs- und Instrumental-Aktivitäten sowie der rhythmischen Bewegungen für SuS, ihr Spiel mit Klängen, Musik-Elementen oder Improvisationsmodellen. Die Beobachtung von charakteristischen musikalisch ausdrucksvollen Elementen wurde von elementarer Bewegung, Dirigentengesten, künstlerischem Ausdruck, Kinderspielen oder Dramatisierung einschließlich eines Schattenspiels begleitet, die in Form eines Films präsentiert wurden.

Das Spielen von Live-Musik sollte einen festen Platz im Unterricht haben, auch wenn die Lehrkraft nicht die Möglichkeit hat, mit professionellen Musikerinnen und Musikern zusammenzuarbeiten. Die Lehrkraft könnte selbst als Musikinterpret tätig sein oder die SuS in Aktivitäten involvieren, durch die sie ihre instrumentalen und vokalen Fähigkeiten in der Musikschule entwickeln. Eine weitere Inspirationsmöglichkeit sind die zur Verfügung gestellten Videoaufzeichnungen. Dabei ist es notwendig, Kreativität und Entrepreneurship auf der Seite der Lehrkraft einzusetzen.

Literatur

  • Piaget, J. (1966). Psychologie inteligence. Prague: State Pedagogical Publishing House. Aus dem französischen Original La psychologie de l´intelligence, Paris (A. Colin), 51961, Übersetzung von František Jiránek.
  • Read, H. E. (1967). Výchova uměním. Praha: Odeon. Aus dem englischen Original Education Through Art, London 1954, Übersetzung von Jan Caha.
  • Sedlák, F. (1977). Nové cesty hudební výchovy. [Neue Möglichkeiten des Musikunterrichts.] Prague: State Pedagogic Publishing House.
  • Sedlák, F. (1985). Didaktika hudební výchovy 1. [Didaktik des Musikunterrichts 1.] Prague: State Pedagogical Publishing House.
  • Váňová, H. (2016). Hudební psychologie pro učitele. [Musikpszchologie für Lehrerinnen und Lehrer.] Prague: Charles University, Karolinum Publishing House.